Agit 883, Nr. 14, linksradikale Zeitschrift der Berliner Studentenbewegung
vom 15. 5. 1969, 6 Seiten, Großformat
Zustand: 0-1 (Definition)
Preis: 50,00 €
Zusätzliche Informationen:
Agit 883 56 51, später zum geläufigeren Agit 883 verkürzt, war eine anarchistisch-libertäre Zeitschrift aus der Linken Szene West-Berlins, die mit wechselnden Untertiteln und in wechselnder Zusammensetzung der Redaktion von Februar 1969 bis Februar 1972 erschien. Sie gilt in Bezug auf die gewählten Themen, ihre Sprache und die Aufmachung (Illustrationen mit Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation) als typisches Blatt der späten Studentenbewegung. Die Zahl im Titel der Zeitschrift war die Telefonnummer der Redaktion bzw. der Wohngemeinschaft und des Mitherausgebers Dirk Schneider in der Uhlandstraße 52 in Berlin-Wilmersdorf
Das kollektive Zeitungsprojekt wurde von Schneider nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 als Plattform einer linken Gegenöffentlichkeit konzipiert und vorangetrieben. Anfangs war Agit 883, mit einer Auflage von bis zu 6000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert und von der Kritischen Theorie inspiriert. Sie wandelte sich später in ein explizit anti-leninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung.
In Ausgabe 62 vom 5. Juni 1970 erschien in der Zeitschrift als erste öffentliche programmatische Erklärung der linksextremistischen Terrororganisation RAF der Text RAF, Die Rote Armee aufbauen! [Gründungspapier und Strategieanweisung], dessen Abdruck Holger Meins durchgesetzt hatte. Das Heft kam auf den Index und der verantwortliche Redakteur Karl musste untertauchen. Über die Frage der aktionistischen Linie und der Einstellung gegenüber der RAF zerstritt sich die letzte Redaktion und es kam im April/Mai 1971 zur Abspaltung einer Gruppe, die fortan die Zeitung Fizz herausgab. Wiederholte Beschlagnahmen der Auflagen trugen zum Ende beider Projekte bei.
Nachfolger der Agit 883 waren die kurzlebigen 883 Hannover, 883 Bremen sowie die lokalen Zeitschriften Bambule, Berliner Anzünder und Hundert Blumen. (Wikipedia)
Heft der bekanntesten und bedeutendsten Zeitschrift der Westberliner neoanarchistischen Studentenbewegung, die im Laufe ihrer Erscheinungszeit immer radikaler und militanter wurde und den strategischen Einsatz von Gewalt durch Stadtguerillagruppen (Rote Armee Fraktion) und den bewaffneten Widerstand gegen die konservative und imperialistische Politik in Deutschland und im Ausland im US-Vietnamkrieg befürwortete, insbesondere die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen des Vietcong, der Black Panther Party und den Kämpfen in Palästina, Italien, Guatemala, Angola u.a., herausgegeben von einem Kollektiv, dem Dirk Schneider und Mitglieder der RAF wie Holger Meins, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Michael Baumann u.a. angehörten. Die Zeitung wurde von der Regierung streng überwacht und viele Ausgaben wurden beschlagnahmt oder zensiert (Nr. 26, 53, 58-63, 68-75 und 84).
Inhalt:
RED, Streik (Berliner Akademien) (TB)
RED, DGB „Deutsche Gesinnungsbanditen“ contra APO [DGB will gegen Störer aus der APO vorgehen], [S. 2]
RED, Ordentlich und vernünftig / [Äußerungen des Direktors des Geographischen Instituts der Marburger Universität], [S. 2]
RED, Nichts als Herrschaftsideologie [Diskussion über Studienreform], [S. 2]
RED, Die Faschisten schlagen zu [Auseinandersetzungen APO – NPD, nachdem es zwei Tage zuvor zu Auseinandersetzungen mit Angestellten des griechischen Konsulats gekommen war], [S. 2]
Ermittlungsausschuss TU, Information aus Moabit [Unruhen in Gefangenenanstalt], [S. 2]
O.N., Über Widersprüche innerhalb der APO [Strategiedebatte], [S. 4]
P.P. Zahl, Zitat [„Merke: einer, der aus einem KZ kommt, findet die Untersuchungshaft lieblich, auch wenn sie Jahre dauert.“], [S. 3]
Büro für Stadtsanierung und soziale Arbeit, Kontra Agitprop [Basisgruppen gegen „revisionistische“ SEW-Praxis], [S. 4]
Marxistische Schulungsgemeinschaft, Erfahrungsbericht, [S. 5]
Werner Olles, Zur Strategiediskussion [Defizite der APO im Kampf gegen „die Durchpeitschung der NS-Gesetze“ und „die geplante Schutzhaft im eigenen Land.“ Fazit: „Was fehlte war die Massenbasis“. Spaltung im Kampf gegen die „neonazistische NPD“ zwischen linken Schülern und Junggewerkschaftern zusammen mit Alt- und Antikommunisten auf der einen Seite, und dem SDS auf der anderen Seite, der dem „praktischen Widerstand“ der Ersteren mit dem Vorwurf „blinder Aktionismus“ begegneten], [S. 5]
Streikrat, Kommilitonen! [Bericht über den seit dem 30. April andauernden Streiks an den Hochschulen], [S. 6]
O.N., Streik an den Berliner Akademien [Streikchronik], [S. 6]