Agit 883, Nr. 24, linksradikale Zeitschrift der Berliner Studentenbewegung
vom 24. 7. 1969, 6 Seiten, Großformat
Zustand: 0-1 (Definition)
Preis: 45,00 €
Zusätzliche Informationen:
Agit 883 56 51, später zum geläufigeren Agit 883 verkürzt, war eine anarchistisch-libertäre Zeitschrift aus der Linken Szene West-Berlins, die mit wechselnden Untertiteln und in wechselnder Zusammensetzung der Redaktion von Februar 1969 bis Februar 1972 erschien. Sie gilt in Bezug auf die gewählten Themen, ihre Sprache und die Aufmachung (Illustrationen mit Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation) als typisches Blatt der späten Studentenbewegung. Die Zahl im Titel der Zeitschrift war die Telefonnummer der Redaktion bzw. der Wohngemeinschaft und des Mitherausgebers Dirk Schneider in der Uhlandstraße 52 in Berlin-Wilmersdorf
Das kollektive Zeitungsprojekt wurde von Schneider nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 als Plattform einer linken Gegenöffentlichkeit konzipiert und vorangetrieben. Anfangs war Agit 883, mit einer Auflage von bis zu 6000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert und von der Kritischen Theorie inspiriert. Sie wandelte sich später in ein explizit anti-leninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung.
In Ausgabe 62 vom 5. Juni 1970 erschien in der Zeitschrift als erste öffentliche programmatische Erklärung der linksextremistischen Terrororganisation RAF der Text RAF, Die Rote Armee aufbauen! [Gründungspapier und Strategieanweisung], dessen Abdruck Holger Meins durchgesetzt hatte. Das Heft kam auf den Index und der verantwortliche Redakteur Karl musste untertauchen. Über die Frage der aktionistischen Linie und der Einstellung gegenüber der RAF zerstritt sich die letzte Redaktion und es kam im April/Mai 1971 zur Abspaltung einer Gruppe, die fortan die Zeitung Fizz herausgab. Wiederholte Beschlagnahmen der Auflagen trugen zum Ende beider Projekte bei.
Nachfolger der Agit 883 waren die kurzlebigen 883 Hannover, 883 Bremen sowie die lokalen Zeitschriften Bambule, Berliner Anzünder und Hundert Blumen. (Wikipedia)
Heft der bekanntesten und bedeutendsten Zeitschrift der Westberliner neoanarchistischen Studentenbewegung, die im Laufe ihrer Erscheinungszeit immer radikaler und militanter wurde und den strategischen Einsatz von Gewalt durch Stadtguerillagruppen (Rote Armee Fraktion) und den bewaffneten Widerstand gegen die konservative und imperialistische Politik in Deutschland und im Ausland im US-Vietnamkrieg befürwortete, insbesondere die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen des Vietcong, der Black Panther Party und den Kämpfen in Palästina, Italien, Guatemala, Angola u.a., herausgegeben von einem Kollektiv, dem Dirk Schneider und Mitglieder der RAF wie Holger Meins, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Michael Baumann u.a. angehörten. Die Zeitung wurde von der Regierung streng überwacht und viele Ausgaben wurden beschlagnahmt oder zensiert (Nr. 26, 53, 58-63, 68-75 und 84).
Inhalt:
- RED, Menschenraub/ Deserteure in Berlin widerrechtlich inhaftiert / Solidarität (TB)
- RED, Campagne für das sozialistische Zentrum / Plaketten und Aufkleber im RC [Finanzierung, Programme des SZ: Information, Schulung, Krankenhaus], [S. 2]
- Gestapo Berlin / Polizeipräsident Berlin, Unsere Polizei sucht Nachwuchs [Veränderte Werbeanzeige], [S. 2]
- Sozialistisches Schweizer-Aktionskollektiv, Schweizer Genossen! [Aufruf zur Mitarbeit], [S. 3]
- RED, Ebrach: eine SAUerei [umherschweifenden Haschrebellen weder links noch politisch], [S. 4]
- Martin G. Strempel, Haschischkampagne oder die Ideologie der „Glücklichen Verbraucher, [S. 5]
- RED, Genossen [neun Bundeswehrdeserteure], [S. 5]
- Martin G. Strempel (Dipl. Psychologe), Leserbrief [bezüglich „LSD-Trips“ in Agit 883 Nr. 20. Redaktion bittet den Autor um Publikation von Fachartikeln], [S. 5]
- Bruno Kalle, Koitus im Strafvollzug, [S. 5]
- Ermittlungsrichter Amtsgericht Würzburg, 883: Die Gefahr im Knast? [in den Knast geschickte "883" Nr. 22 wird beanstandet und ist an den Absender zurückzusenden, da ihr Inhalt geeignet, die Ordnung in der Haftanstalt zu gefährden], [S. 6]
- Michel E., Meldungen, [S. 6]
- Werner Olles, Beisst die Faschisten [„Faschisierungsgrad der BRD nimmt täglich zu“. Strauss bezeichnet APO-Aktivisten als Tiere. Unter Hinwies auf die Aktionsgemeinschaft 20. Juli 1944 heißt es: „So wird hier die Perversion zum System, die Mörder huldigen ihre Opfer, der Untermensch gibt sich als Hüter der Demokratie und unterstellt seinen Gegnern seine eigene Geisteshaltung, der staatlich sanktionierte Terror wird zum Schutz unsrer ‚freiheitlich demokratischen Grundordnung’“. Rosa Luxemburgs Freiheit der Andersdenkende gelte nicht für „Faschisten alter und neuer Prägung.“ (…) „Die Herren in Bonn haben ihre Chance gehabt und nicht genutzt, machen wir ganz deutlich klar, dass wir uns unsere Chance und unsere Zukunft nicht von einer Clique verkommener und verlogener Möchte-Gern-Diktatoren nehmen lassen werden.“], [S. 6]