Agit 883, Nr. 26, linksradikale Zeitschrift der Berliner Studentenbewegung

vom 7. 8. 1969, 8 Seiten, Großformat

Zustand: 0-1 (Definition)

Preis: 40,00 €

Zusätzliche Informationen:

Agit 883 56 51, später zum geläufigeren Agit 883 verkürzt, war eine anarchistisch-libertäre Zeitschrift aus der Linken Szene West-Berlins, die mit wechselnden Untertiteln und in wechselnder Zusammensetzung der Redaktion von Februar 1969 bis Februar 1972 erschien. Sie gilt in Bezug auf die gewählten Themen, ihre Sprache und die Aufmachung (Illustrationen mit Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation) als typisches Blatt der späten Studentenbewegung. Die Zahl im Titel der Zeitschrift war die Telefonnummer der Redaktion bzw. der Wohngemeinschaft und des Mitherausgebers Dirk Schneider in der Uhlandstraße 52 in Berlin-Wilmersdorf

Das kollektive Zeitungsprojekt wurde von Schneider nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 als Plattform einer linken Gegenöffentlichkeit konzipiert und vorangetrieben. Anfangs war Agit 883, mit einer Auflage von bis zu 6000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert und von der Kritischen Theorie inspiriert. Sie wandelte sich später in ein explizit anti-leninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung.

In Ausgabe 62 vom 5. Juni 1970 erschien in der Zeitschrift als erste öffentliche programmatische Erklärung der linksextremistischen Terrororganisation RAF der Text RAF, Die Rote Armee aufbauen! [Gründungspapier und Strategieanweisung], dessen Abdruck Holger Meins durchgesetzt hatte. Das Heft kam auf den Index und der verantwortliche Redakteur Karl musste untertauchen. Über die Frage der aktionistischen Linie und der Einstellung gegenüber der RAF zerstritt sich die letzte Redaktion und es kam im April/Mai 1971 zur Abspaltung einer Gruppe, die fortan die Zeitung Fizz herausgab. Wiederholte Beschlagnahmen der Auflagen trugen zum Ende beider Projekte bei.

Nachfolger der Agit 883 waren die kurzlebigen 883 Hannover, 883 Bremen sowie die lokalen Zeitschriften Bambule, Berliner Anzünder und Hundert Blumen.     (Wikipedia)

Heft der bekanntesten und bedeutendsten Zeitschrift der Westberliner neoanarchistischen Studentenbewegung, die im Laufe ihrer Erscheinungszeit immer radikaler und militanter wurde und den strategischen Einsatz von Gewalt durch Stadtguerillagruppen (Rote Armee Fraktion) und den bewaffneten Widerstand gegen die konservative und imperialistische Politik in Deutschland und im Ausland im US-Vietnamkrieg befürwortete, insbesondere die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen des Vietcong, der Black Panther Party und den Kämpfen in Palästina, Italien, Guatemala, Angola u.a., herausgegeben von einem Kollektiv, dem Dirk Schneider und Mitglieder der RAF wie Holger Meins, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Michael Baumann u.a. angehörten. Die Zeitung wurde von der Regierung streng überwacht und viele Ausgaben wurden beschlagnahmt oder zensiert (Nr. 26, 53, 58-63, 68-75 und 84).

Inhalt:

  • RED, Neubauer / Bürger! Überlaßt nicht die ganze Arbeit der Polizei! (TB)
    RED, Tag der öffentlichen Verurteilung des Menschenraubes [Auslieferung der 8 Deserteure], [S. 2]
    Extradienst, Neubauers Blutfreitag auf dem Kurfürstendamm, S. 2
    RED, Freitag-Nacht / Polizeilich gestörter 883-Verkauf / Augenzeugenbericht eines Verletzten der Freitags-Demonstration [Bericht über die Festnahme des "883"-Verkäufers Fritz Rudert (Leonardell) am 01.08.1969 im Café Möhring. Aussagen über die Vorfälle in der Nacht vom 1. zum 2. August], S. 3
    Erich Fried, Vorbeugehaft: Rechtserwägung [ein Gedicht], S. 3
    RED / Twen, Die Meinung über Bundeswehr und Wehrpflicht, S. 3
    RED, Aussagen über die Vorfälle in der Nacht vom 1. zum 2. August [Antideserteursproteste], S. 3
    RED, Der NDR Agitiert gegen die studentische Bewegung [Der Intendant des NDR, Meixner, versuchte im Bereich der FU einen Hetzfilm gegen links gerichtete Studenten zu drehen], S. 3
    O.N., Prozeß vor dem Arbeitsgericht [Wulf Blume gegen einen Kleinkapitalisten, der ihn wegen seiner konsequenten antikapitalistischen Agitation und sein Eintreten für die Interessen der ausgebeuteten Lehrlinge und Arbeiter entlassen hat], S. 3
    Leonardell, Offener Brief an Innensenator Neubauer [von Leonardell, der am 01.08.1969 schon 40 Minuten vor Beginn der Demonstration beim Verteilen der "883" brutal verhaftet wurde], [S. 4]
    Michel Erzählt, SP-Schiller sucht NSDAP-Parteibuch / Morgenpost-Zeichner war NS / Zwei Pfarrer für die DKP-KPD / Springer 13. auf der Liste / NPD-Zeitungen ins traute heim / reiselustige Landsmannschaften (KUMED), [S. 4]
    RED, Literatur zur Russischen Revolution [Marx, Engels, Lenin, Trotzki, Rosa Luxemburg, Bolschewiki, Menschewiki, Kuba, Stalin, Chruschtschow, Louis Fischer, Georg Lukasc, Isaak Deutscher], S. 5
    Wilhelm Reich, Agitation, [S. 6]
    O.N., Eine linke Kneipe Hippetuk: in proletarischem Milieu, S. 7
    Heidi Rühlmann, Aufruf zur Boykottierung pseudolinker Kneipen, S. 7
    K. Ulrich, Deserteure sind unbeliebt (FZA), S. 8
    O.N., Strafantrag gegen Neubauer wegen Menschenraubes, S. 8
    RED, starke, nicht militante Kundgebung, S. 8
    Manfred Grashof, Brief an Genossen Triem (BAK), S. 8
    RED, Aufruf / nehmt Briefwechsel auf mit unseren Genossen, die in West-Deutschland im Knast sitzen, S. 8
    RED, [Liste von deportierten Bundeswehrflüchtlingen] Albert Lillmannströns / Manfred Grashof / Manfred Mertens / Werner Müller / Josef Rummel / Wolfgang Schneider / Heinz Zirk / Werner Hensler / Wolfgang Herbrig / Wolfgang Rössing, S. 8

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