Agit 883, Nr. 44, linksradikale Zeitschrift der Berliner Studentenbewegung
vom 11. 12. 1969, 10 Seiten, Großformat
Zustand: 0-1 (Definition)
Preis: 27,00 €
Zusätzliche Informationen:
Agit 883 56 51, später zum geläufigeren Agit 883 verkürzt, war eine anarchistisch-libertäre Zeitschrift aus der Linken Szene West-Berlins, die mit wechselnden Untertiteln und in wechselnder Zusammensetzung der Redaktion von Februar 1969 bis Februar 1972 erschien. Sie gilt in Bezug auf die gewählten Themen, ihre Sprache und die Aufmachung (Illustrationen mit Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation) als typisches Blatt der späten Studentenbewegung. Die Zahl im Titel der Zeitschrift war die Telefonnummer der Redaktion bzw. der Wohngemeinschaft und des Mitherausgebers Dirk Schneider in der Uhlandstraße 52 in Berlin-Wilmersdorf
Das kollektive Zeitungsprojekt wurde von Schneider nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 als Plattform einer linken Gegenöffentlichkeit konzipiert und vorangetrieben. Anfangs war Agit 883, mit einer Auflage von bis zu 6000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert und von der Kritischen Theorie inspiriert. Sie wandelte sich später in ein explizit anti-leninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung.
In Ausgabe 62 vom 5. Juni 1970 erschien in der Zeitschrift als erste öffentliche programmatische Erklärung der linksextremistischen Terrororganisation RAF der Text RAF, Die Rote Armee aufbauen! [Gründungspapier und Strategieanweisung], dessen Abdruck Holger Meins durchgesetzt hatte. Das Heft kam auf den Index und der verantwortliche Redakteur Karl musste untertauchen. Über die Frage der aktionistischen Linie und der Einstellung gegenüber der RAF zerstritt sich die letzte Redaktion und es kam im April/Mai 1971 zur Abspaltung einer Gruppe, die fortan die Zeitung Fizz herausgab. Wiederholte Beschlagnahmen der Auflagen trugen zum Ende beider Projekte bei.
Nachfolger der Agit 883 waren die kurzlebigen 883 Hannover, 883 Bremen sowie die lokalen Zeitschriften Bambule, Berliner Anzünder und Hundert Blumen. (Wikipedia)
Heft der bekanntesten und bedeutendsten Zeitschrift der Westberliner neoanarchistischen Studentenbewegung, die im Laufe ihrer Erscheinungszeit immer radikaler und militanter wurde und den strategischen Einsatz von Gewalt durch Stadtguerillagruppen (Rote Armee Fraktion) und den bewaffneten Widerstand gegen die konservative und imperialistische Politik in Deutschland und im Ausland im US-Vietnamkrieg befürwortete, insbesondere die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen des Vietcong, der Black Panther Party und den Kämpfen in Palästina, Italien, Guatemala, Angola u.a., herausgegeben von einem Kollektiv, dem Dirk Schneider und Mitglieder der RAF wie Holger Meins, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Michael Baumann u.a. angehörten. Die Zeitung wurde von der Regierung streng überwacht und viele Ausgaben wurden beschlagnahmt oder zensiert (Nr. 26, 53, 58-63, 68-75 und 84).
Inhalt:
- RED, Arbeitskonferenz ... und es soll weiße und rote Eintrittskarten gegeben haben [Ausriss aus einem Gemälde von H. Bosch] (TB)
RED, Genossen, die Berliner Polizei dreht weiter am Chicago-Drive [Verhörtaktik der Polizei], S. 2
RED, Bürgerliches Pressedomino [Ausschnitte aus verschiedenen Zeitungen über Anschläge], S. 2
Delegiertenkonferenz der sozialistischen Linken Berlin (Republikanischer Club e.V.), Freiheit für Bodo Saggel / Presserklärung [Ermittlungsmethoden der politischen Polizei], S. 2
RED, Hausdurchsuchung [juristische Grundlagen für Hausdurchsuchungen], S. 2
P.P. Zahl, Bericht aus unserer Druckerei [Auftrag von “Menschenfreunden” einen Paßzusatz für entsprechende DDR-Dokumente zu drucken], S. 4
RED, Kaiser Heinemann inspiziert Tegel [Kommentar des Besuchs der Haftanstalt durch den Bundespräsidenten], S. 4
Karl Pawla, Hallo Agitler (BAK) [über Heinemanninspektion der Haftanstalt Tegel], S. 4
Zentralkomitee der Palästinafront / Zentralkomitee der Tupamaros Westeuropa / Zentralkomitee der Frauenbefreiungsfront / Die Kommandos: Schwarze Ratten, Schwarze Front, die Panthertanten, Che, Brian Jones, Amnestie International, Viva Maria, Offener Brief an Gustav Heinemann und andere [der die Inhaftierung Karl Pawlas thematisiert], S. 4
Projektgruppe Elektroindustrie (PEI), Aus dem berühmten Harzer Papier [“Die Funktion von studentischen Genossen im Betrieb”], S. 5
Projektgruppe Elektroindustrie (PEI), Anhang des berühmten Harzer Papiers [Initiativen zum Aufbau einer “proletarischen Partei”], S. 6
Manfred Gashof, Schlusswort im Prozeß, S. 7
O.N., Zum Manfred – Grashof – Prozeß [Manfred Grashof war am 24.11.1969 wegen Desertion zu sechsmonatiger Haft verurteilt worden], S. 7
4 Genossen der 883, die auf der Arbeitskonferenz anwesend waren, Arbeitskonferenz (RPK) [Fraktionsbildung in den ML-Gruppen: “Proletarischer Bereich” gegen Rote Zellen, Betriebsgruppen und RPK-Redaktion], S. 8
O.N., Blume ist geknickt [über einen verlorenen Arbeitsgerichtsprozess des Genossen Wulf Blume gegen den Kleinkapitalisten Schleife], S. 8
O.N., Unterstützt den GI-Widerstand [Autokarawane zur US-Kaserne in Zehlendorf, Solidaritätskampagne der Plack Panther in Europa. über den Widerstand innerhalb der Truppen (Erschießen von Offizieren, Desertieren, illegale Zeitungen, Proteste...). Beschreibung der Klassen- sowie ethnischen Struktur der US Army], S. 9
RED, Zitat von Richard Löwenthal [zum Problem über NS-Professoren und der Anpassung im Nationalsozialismus], S. 9
O.N., Zur Ermordung des schwarzen Revolutionärs Dave Hilliard [Vorsitzender der Black Panther Party], S. 10
O.N., Wie starben die Black Panther? / Polizei: bei Foyergefecht erschossen / Farbiger: Sie wurden im Bett ermordet (FZA), S. 10
RC, RPK, ROTZEG, ROTZING, ROTZMAT, ROTZÖG, Infi, Politref.TU Vietnam-Komitee, ASAT Ki-Ho, Von der Revolution in Vietnam lernen heißt den Klassenkampf im eigenen Land vorantreiben! [Teach-In vom 12.12.1969], S. 10