Agit 883, Nr. 57, linksradikale Zeitschrift der Berliner Studentenbewegung

Zustand: 0-1 (Definition)

Preis: 29,00 €

Zusätzliche Informationen:

Agit 883 56 51, später zum geläufigeren Agit 883 verkürzt, war eine anarchistisch-libertäre Zeitschrift aus der Linken Szene West-Berlins, die mit wechselnden Untertiteln und in wechselnder Zusammensetzung der Redaktion von Februar 1969 bis Februar 1972 erschien. Sie gilt in Bezug auf die gewählten Themen, ihre Sprache und die Aufmachung (Illustrationen mit Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation) als typisches Blatt der späten Studentenbewegung. Die Zahl im Titel der Zeitschrift war die Telefonnummer der Redaktion bzw. der Wohngemeinschaft und des Mitherausgebers Dirk Schneider in der Uhlandstraße 52 in Berlin-Wilmersdorf

Das kollektive Zeitungsprojekt wurde von Schneider nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 als Plattform einer linken Gegenöffentlichkeit konzipiert und vorangetrieben. Anfangs war Agit 883, mit einer Auflage von bis zu 6000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert und von der Kritischen Theorie inspiriert. Sie wandelte sich später in ein explizit anti-leninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung.

In Ausgabe 62 vom 5. Juni 1970 erschien in der Zeitschrift als erste öffentliche programmatische Erklärung der linksextremistischen Terrororganisation RAF der Text RAF, Die Rote Armee aufbauen! [Gründungspapier und Strategieanweisung], dessen Abdruck Holger Meins durchgesetzt hatte. Das Heft kam auf den Index und der verantwortliche Redakteur Karl musste untertauchen. Über die Frage der aktionistischen Linie und der Einstellung gegenüber der RAF zerstritt sich die letzte Redaktion und es kam im April/Mai 1971 zur Abspaltung einer Gruppe, die fortan die Zeitung Fizz herausgab. Wiederholte Beschlagnahmen der Auflagen trugen zum Ende beider Projekte bei.

Nachfolger der Agit 883 waren die kurzlebigen 883 Hannover, 883 Bremen sowie die lokalen Zeitschriften Bambule, Berliner Anzünder und Hundert Blumen.     (Wikipedia)

Heft der bekanntesten und bedeutendsten Zeitschrift der Westberliner neoanarchistischen Studentenbewegung, die im Laufe ihrer Erscheinungszeit immer radikaler und militanter wurde und den strategischen Einsatz von Gewalt durch Stadtguerillagruppen (Rote Armee Fraktion) und den bewaffneten Widerstand gegen die konservative und imperialistische Politik in Deutschland und im Ausland im US-Vietnamkrieg befürwortete, insbesondere die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen des Vietcong, der Black Panther Party und den Kämpfen in Palästina, Italien, Guatemala, Angola u.a., herausgegeben von einem Kollektiv, dem Dirk Schneider und Mitglieder der RAF wie Holger Meins, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Michael Baumann u.a. angehörten. Die Zeitung wurde von der Regierung streng überwacht und viele Ausgaben wurden beschlagnahmt oder zensiert (Nr. 26, 53, 58-63, 68-75 und 84).

Inhalt:

• RED, Lenin-Zitat / Text aus Ton, Steine Scherben: Radios laufen, Platten laufen, /Filme laufen, TV's laufen, / Autos kaufen, Häuser kaufen, / Möbel kaufen, Reisen kaufen. / Wofür? / Züge rollen, Dollars rollen, / Maschinen laufen, Menschen schuften / Fabriken bauen, Maschinen bauen / Motoren bauen, Kanonen bauen. / Für wen? / Bomber fliegen, Panzer rollen / Polizisten schlagen, Soldaten fallen / Die Chefs schützen, Die Aktien schützen / Das Recht schützen, Den Staat schützen / Vor uns! / Macht kaputt, was euch kaputt macht! / Macht kaputt, was euch kaputt macht! (TB)
  Paul Neukrantz, Barrikaden am Wedding / Paul und Lenin [historischer Zeitzeugenbericht], S. 2
  RED, Der 1. Mai und die Revisionisten / Warum gehen wir mit unserer am 1. Mai–Demonstration nicht auf den Schöneberger Rathausplatz?, S. 3
  Betriebsgruppe Zeiss-Ikon, Drei Werkstudenten entlassen!, S. 3
  Basisgruppe Eichenhof-Tegel, Kaltwasser ist weg / Neuigkeiten vom Eichenhof [Auseinandersetzung mit Heimleitung], S. 4
  Frauenbefreiungsfront, Haschrebellen u.a., Der Genosse Vorsitzende sagt: Am 1. Mai wird in Kreuzberg demonstriert [“Grundschulungsprogramm aller 883-Mitarbeiter”], S. 4
  RED, Eine neue linke Kneipe macht auf [“Kreuzberger Vereinshaus”], S. 5
  O.N., Liebe Genossin Inge [“Frauen erhebt Euch - Männer ergebt Euch”], S. 5
  A.C. Fratti, Guatemala / Dogma und Revolution [Guerilla in Guatemala], S. 6
  Prensa Latina, 3 ausgetauschte gualtemaltekische Revolutionäre geben eine Pressekonferenz, S. 6
  Zentralausschuß Rote Zellen FU, Aktionsrat WZB an der TU, Bekämpft die Wissenschafts-GmbH! / Gegen Kriegsforschung und Ausbeuterschulen! / gegen die Sozialstrategen der Konterrevolution! / Bekämpft die Wissenschafts-GmbH der Kapitalistenklasse! / Stärkt den Kampf der Arbeiterklasse!, S. 8
  O.N., Dem CIA nicht dienen, ihn aber auch nicht bekämpfen [Auseinandersetzungen zwischen der FU und dem geplanten WZB], S. 8
  TAGESSPIEGEL, Rote Zellen sprengten Pressekonferenz / Aktion gegen das geplante Wissenschaftszentrum Berlin (FZA), S. 8
  RED, Weltspiegel / Dolle Minnas wollen seriös werden / Israel dementiert Folterung arabischer Gefangener / Max-Planck-Direktorium gibt nach / Feuer im Gymnasium / Berliner Polizei durchsuchte Wohnungen von Arabern / Steuerboykott gegen Vietnamkrieg / ”Araber pausenlos verfolgt” / Keine Hippies mehr / Black Panther tagen in Frankfurt / Zwei Stunden lang randaliert / “Notwendige Proteste” / Teufel und Kunzelmann werden gesucht / Schlägereien im Märkischen Viertel nach dem Richtfest prügelten sich Bauarbeiter mit Demonstranten (FZA), S. 9
  O.N., Nanterre [Der Bericht über die besetzte Universität von Nanterre wird als erster Teil einer Reihe von “Reportagen und Analysen aus den französischen Klassenkämpfen” bezeichnet. Es geht um die Selbstorganisierung in der Universität, die Öffnung und Zusammenarbeit mit migrantischen Arbeitern und Arbeiterinnen, die Ablehnung der bürgerlichen Akademie und das wieder aufflammen der Kämpfe in Frankreich. Das Verjagen der Polizei wird als erster “militärischer Sieg” seit dem Mai 68 verstanden], S. 10