Agit 883, Nr. 60, linksradikale Zeitschrift der Berliner Studentenbewegung

vom 14. 5. 1970, 12 Seiten, Großformat

Zustand: 0-1 (Definition)

Preis: 35,00 €

Zusätzliche Informationen:

Agit 883 56 51, später zum geläufigeren Agit 883 verkürzt, war eine anarchistisch-libertäre Zeitschrift aus der Linken Szene West-Berlins, die mit wechselnden Untertiteln und in wechselnder Zusammensetzung der Redaktion von Februar 1969 bis Februar 1972 erschien. Sie gilt in Bezug auf die gewählten Themen, ihre Sprache und die Aufmachung (Illustrationen mit Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation) als typisches Blatt der späten Studentenbewegung. Die Zahl im Titel der Zeitschrift war die Telefonnummer der Redaktion bzw. der Wohngemeinschaft und des Mitherausgebers Dirk Schneider in der Uhlandstraße 52 in Berlin-Wilmersdorf

Das kollektive Zeitungsprojekt wurde von Schneider nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 als Plattform einer linken Gegenöffentlichkeit konzipiert und vorangetrieben. Anfangs war Agit 883, mit einer Auflage von bis zu 6000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert und von der Kritischen Theorie inspiriert. Sie wandelte sich später in ein explizit anti-leninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung.

In Ausgabe 62 vom 5. Juni 1970 erschien in der Zeitschrift als erste öffentliche programmatische Erklärung der linksextremistischen Terrororganisation RAF der Text RAF, Die Rote Armee aufbauen! [Gründungspapier und Strategieanweisung], dessen Abdruck Holger Meins durchgesetzt hatte. Das Heft kam auf den Index und der verantwortliche Redakteur Karl musste untertauchen. Über die Frage der aktionistischen Linie und der Einstellung gegenüber der RAF zerstritt sich die letzte Redaktion und es kam im April/Mai 1971 zur Abspaltung einer Gruppe, die fortan die Zeitung Fizz herausgab. Wiederholte Beschlagnahmen der Auflagen trugen zum Ende beider Projekte bei.

Nachfolger der Agit 883 waren die kurzlebigen 883 Hannover, 883 Bremen sowie die lokalen Zeitschriften Bambule, Berliner Anzünder und Hundert Blumen.     (Wikipedia)

Heft der bekanntesten und bedeutendsten Zeitschrift der Westberliner neoanarchistischen Studentenbewegung, die im Laufe ihrer Erscheinungszeit immer radikaler und militanter wurde und den strategischen Einsatz von Gewalt durch Stadtguerillagruppen (Rote Armee Fraktion) und den bewaffneten Widerstand gegen die konservative und imperialistische Politik in Deutschland und im Ausland im US-Vietnamkrieg befürwortete, insbesondere die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen des Vietcong, der Black Panther Party und den Kämpfen in Palästina, Italien, Guatemala, Angola u.a., herausgegeben von einem Kollektiv, dem Dirk Schneider und Mitglieder der RAF wie Holger Meins, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Michael Baumann u.a. angehörten. Die Zeitung wurde von der Regierung streng überwacht und viele Ausgaben wurden beschlagnahmt oder zensiert (Nr. 26, 53, 58-63, 68-75 und 84).

Inhalt:

  • RED, Amis raus aus Westberlin! Habt Mut zu kämpfen, habt Mut zu siegen! (Einzelner Steinewerfer) (TB)
    Lehrlinge, Hilfsarbeiter, Knastrebellen, “Penner”, u.a., Penner nutzt die Zeit vom 9. bis zum 23. Mai / keine US-Truppenparade in West-Berlin! Amis raus aus Westberlin! Zerschlagt die NATO! Sieg im Volkskrieg! Habt Mut zu kämpfen, Habt Mut zu siegen! Freiheit für die Gefangenen!, S. 2
    Rote Ratten (Technologie), Im Kampf gegen die Pigs die Phantasie benutzen [technische Tricks im Kampf gegen die Polizei], S. 2
    Associated Press, Erfindung des Vietkong: Feuerzeug als Bombe (FZA), S. 2
    H.B., Statt ihnen in die Fresse zu schlagen wartet ihr, bis die Ampel grün schaltet [Diskussionen in der West-Berliner Linken über die Möglichkeiten der Kommunikation], S. 3
    Basisgruppe Spandau, Basis-Gruppen-Arbeits-Bericht [Rückzug der Jungarbeiter in die Subkultur, Notwendigkeit der Betriebsarbeit], S. 5
    Heinz-Dietrich Ortlieb, Artikel zur Mitbestimmung (FZA), S. 5
    Michael Schneider / PEI, Vom Schläger zum Revolutionär [Beschreibung der Entwicklung des Klassenbewusstseins eines jungen Arbeiters in einem West-Berliner Großbetrieb], S. 6
    O.N., Wer den Knast kennt, verdammt das Establishment / Brief aus dem Jugendknast (BAK) [Vergleich der Zustände in den BRD-Knästen mit den faschistischen Diktaturen], S. 8
    RED, Genossen, Penner, Filmer, Amateure hängt euch die duften Action-Photos nicht übers Bett [präventiver Hinweis des Sozialistischen Anwaltskollektivs], S. 8
    Helmut Bauermeister [Gedicht], S. 9
    O.N., Liebesgaben für das Schöneberger Rathaus [Geschenk einer Krankenhausleiterin: eine Peitsche], S. 9
    O.N., Vier Bombenanschläge auf spanische Verkehrsflugzeuge an einem Tag / Sechs Farbige in USA erschossen / Revolutionärer Delikatessenraub / Straßenschlacht Hamburg / Vier Pferde dienstunfähig / Wütende Frauen schlugen Bischof in die Flucht / Diebe stahlen Prüfungsaufgaben (FZA), S. 9
    RED, Polizeifunk [Protokoll zur Kambodscha-Demonstration], S. 10
    Kommando Rote Pudelmütze [Molotow-Cocktail gegen Firma General Leasing], S. 10
    Kommando Theodore Gold [Anschlag auf IBM], S. 10
    RED, Schiesserei [polizeilicher Schusswaffeneinsatz auf der Kambodscha-Demonstration], S. 11
    RED, Freiheit für die Gefangenen [über die Verhaftung von Heinz Brockmann], S. 12
    O.N., Zerschlagt die Gefängnisse / Bergedorfer Brandstifterprozeß (FZA), S. 12
    Schwester Ursula, Lieber Ulrich Fischer [Brief in den Knast], S. 12
    RED Polizeiaktion gegen 883 [Einsatz von 100 Polizeibeamten bei Durchsuchung in den Wohn- und Arbeitsräumen von Agit 883-Mitarbeitern und Berichterstattung der Medien], S. 12

In den Warenkorb

zurück zur Übersicht