Agit 883, Nr. 64, linksradikale Zeitschrift der Berliner Studentenbewegung
vom 25. 6. 1970, 12 Seiten, Großformat
Zustand: 0-1 (Definition)
Preis: 27,00 €
Zusätzliche Informationen:
Agit 883 56 51, später zum geläufigeren Agit 883 verkürzt, war eine anarchistisch-libertäre Zeitschrift aus der Linken Szene West-Berlins, die mit wechselnden Untertiteln und in wechselnder Zusammensetzung der Redaktion von Februar 1969 bis Februar 1972 erschien. Sie gilt in Bezug auf die gewählten Themen, ihre Sprache und die Aufmachung (Illustrationen mit Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation) als typisches Blatt der späten Studentenbewegung. Die Zahl im Titel der Zeitschrift war die Telefonnummer der Redaktion bzw. der Wohngemeinschaft und des Mitherausgebers Dirk Schneider in der Uhlandstraße 52 in Berlin-Wilmersdorf
Das kollektive Zeitungsprojekt wurde von Schneider nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 als Plattform einer linken Gegenöffentlichkeit konzipiert und vorangetrieben. Anfangs war Agit 883, mit einer Auflage von bis zu 6000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert und von der Kritischen Theorie inspiriert. Sie wandelte sich später in ein explizit anti-leninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung.
In Ausgabe 62 vom 5. Juni 1970 erschien in der Zeitschrift als erste öffentliche programmatische Erklärung der linksextremistischen Terrororganisation RAF der Text RAF, Die Rote Armee aufbauen! [Gründungspapier und Strategieanweisung], dessen Abdruck Holger Meins durchgesetzt hatte. Das Heft kam auf den Index und der verantwortliche Redakteur Karl musste untertauchen. Über die Frage der aktionistischen Linie und der Einstellung gegenüber der RAF zerstritt sich die letzte Redaktion und es kam im April/Mai 1971 zur Abspaltung einer Gruppe, die fortan die Zeitung Fizz herausgab. Wiederholte Beschlagnahmen der Auflagen trugen zum Ende beider Projekte bei.
Nachfolger der Agit 883 waren die kurzlebigen 883 Hannover, 883 Bremen sowie die lokalen Zeitschriften Bambule, Berliner Anzünder und Hundert Blumen. (Wikipedia)
Heft der bekanntesten und bedeutendsten Zeitschrift der Westberliner neoanarchistischen Studentenbewegung, die im Laufe ihrer Erscheinungszeit immer radikaler und militanter wurde und den strategischen Einsatz von Gewalt durch Stadtguerillagruppen (Rote Armee Fraktion) und den bewaffneten Widerstand gegen die konservative und imperialistische Politik in Deutschland und im Ausland im US-Vietnamkrieg befürwortete, insbesondere die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen des Vietcong, der Black Panther Party und den Kämpfen in Palästina, Italien, Guatemala, Angola u.a., herausgegeben von einem Kollektiv, dem Dirk Schneider und Mitglieder der RAF wie Holger Meins, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Michael Baumann u.a. angehörten. Die Zeitung wurde von der Regierung streng überwacht und viele Ausgaben wurden beschlagnahmt oder zensiert (Nr. 26, 53, 58-63, 68-75 und 84).
Inhalt:
- RED, Befreit alle (Fünfzackiger Stern mit Renate Sami, Heinz Brockmann, Ulrich Fischer, Fritz Teufel und Karl Heinz Wierzejewski) (TB)
O.N., Genossen! Arbeiter! / Alle Macht der Arbeiterklasse [Aufruf für militante Aktionen in und außerhalb der Fabrik], S. 2
O.N., Sechs Wochen Streik bei Silbermann [des Harnack-Fisch-Kollegs, Ex Silbermann-Schule], S. 3
O.N., Verbotener SDS / Der Beste den es je gab [Heidelberger SDS führte seinen Kampf bis zur Auflösung weiter], S. 4
O.N., Cabora Bassa ein Bombengeschäft / Die Interessen von Siemens, AEG & Co [deutsche Konzerne investieren 400 Mio. in das Cabora-Bassa Staudamm-Projekt in Afrika], S. 4
O.N., Mit Prozessionen macht man keine Revolutionen [Bericht über eine Demo gegen das SDS-Verbot], S. 4
O.N., Klassenjustiz gegen politische Lehrlinge [Verhaftungen von Arbeiterjugendlichen], S. 5
O.N., Schwarze geschmeidige Kraft [Bericht über Festnahme vor Demobeginn], S. 5
Pierre Leupold, Ein Brief aus Schweden / Rotfront und Solidarität (BAK) [Längerer Brief aus dem Gefängnis über Gründung der Internationalen Deserteur Hilfe und Aufbau der Stadtguerilla in Schweden], S. 5
Jürgens Buchladen, Statement über angeblich kommerzielles Finanzgebahren [Buchladenkollektiv, das den Zentralrat der Schüler, die Rote Hilfe sowie politische Gefangene unterstützt], S. 5
Fritz Teufel, Grüß meine Freunde in Ost & West / Ich bin wieder raus zum Weihnachtsfest, S. 6
Rudi Schloder, Zur Münchener Klassenjustiz / Das ist die bayrische Amnestie, S. 6
Fritz Teufel, Brief aus Stadelheim (BAK), S. 6
Fritz Teufel, Erklärung zu meinen bisherigen “Lebensumständen”, S. 7
RED, Free Fritz / Schlagstock-Urteil rechtskräftig / Polizei fand bei Teufel vermutlich Beweismaterial / Keine Interviews (FZA), S. 7
RED, Vorbemerkung zum Artikel von Teufel
Fritz Teufel, Saftarschismus. Müll - Röhl [Artikel gegen den Konkret-Herausgeber Klaus Rainer Röhl und dessen Gleichsetzung von Anarchismus und Faschismus], S. 7
O.N., SDS geht in den Untergrund (FZA), S. 8
O.N., Solidarität mit AL Fatah oder FPDLP oder FPLP oder / Solidarität mit der palästinensischen Revolution
Kommando Fritz Teufel, Die Konterrevolution bläst sich auf / Sie bastelt sich damit die Schlinge um den eigenen Hals / Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht!, S. 9
Kommando Samuel Melville [Brandanschlag auf die Wohngeldstelle des Bezirksamtes Schöneberg], S. 10
O.N., Wieder Brandanschlag in Berlin (FZA), S. 10
Kommunistische Rebellen, Schluss mit der zionistischen Propaganda in Westberlin [Vergleich zwischen Zionismus und Nationalsozialismus], S. 10
Betriebskorrespondenz, Streik Extrablatt AEG Telefunken, S. 11
O.N., AEG-Telefunken unter Beschuß / Frauen streikten mit Erfolg Im Sprechchor: Wir wollen mehr Geld! / Kripo fand Hasch in Lehrer-Wohnung / US-Fahne vor Gedächtniskirche heruntergeholt und verbrannt / Vietnam wird eine Wüste bleiben US-Biologin: Nach den Bomben und C-Waffen unfruchtbares Land (FZA), S. 11
H. Biaei, Rausschmiß [wegen “ungebührlichem Benehmen” aus der Lehre], S. 11
O.N., Gegen Auktion hilft nur Aktion [Versteigerung einer Stuttgarter Firma samt Belegschaft], S. 12